Tipps für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Mexikanern

Wer ein mexikanisches Unternehmen besucht, nimmt sehr schnell wahr, dass die Arbeitsatmosphäre anders ist als hierzulande. Es überwiegen Großraumbüros ohne direktes Tageslicht. An den Außenseiten befinden sich durch große Glasscheiben abgetrennte Einzelbüros, in denen die Vorgesetzten sitzen. Durch die hohe Zahl an Arbeitsplätzen auf einer einzigen großen, offenen Fläche ist es in mexikanischen Büros oft sehr viel lauter, man hört Telefone klingeln und Menschen miteinander sprechen. Das allein vermittelt vielen ausländischen Besuchern bereits ein Gefühl von Chaos und Durcheinander.

Mexikaner arbeiten polychron

Verstärkt wird dieser optische und akustische Eindruck durch den mexikanischen Arbeitsstil, der unstrukturiert wirkt. Tatsächlich gestalten Mexikaner ihren Arbeitsalltag anders als Menschen mit einem deutschsprachigen Hintergrund. Natürlich führen auch sie einen Terminkalender. Diese Planung ist jedoch eher eine grobe Strukturierung. Sie gibt Anhaltspunkte für den Ablauf des Arbeitstages, wird aber nicht als starres Terminkorsett verstanden, das in jedem Fall einzuhalten ist.

Die Herangehensweise an Termine, Besprechungen und Projekte ist in Mexiko polychron. Das bedeutet, Aufgaben werden nicht in Sequenz – eine nach der anderen –, sondern parallel abgearbeitet. „Viele Dinge gleichzeitig am Laufen halten“, lautet das Motto. Sich allein einer einzigen Aufgabe oder nur einer Person zu widmen, also monochron vorzugehen, passt nicht in dieses Schema. Es kann also sein, dass Sie mit jemandem in einer Besprechung sitzen, der zwischendurch immer wieder telefoniert. Ein Mitarbeiter bringt etwas zur Unterschrift herein oder ein anderer Geschäftspartner sagt einfach mal kurz ›Hallo‹.

Geteilte Aufmerksamkeit

Hieraus ergibt sich ein potenzielles Missverständnis. Für Sie ist es wahrscheinlich ein Zeichen von Geringschätzung und großer Unhöflichkeit, wenn sich Ihr mexikanischer Projektpartner so verhält. Schließlich haben Sie mit ihm einen Gesprächstermin vereinbart. Und das setzen Sie quasi damit gleich, dass er Ihnen seine volle Aufmerksamkeit und Zeit widmet. Aus mexikanischer Sicht hingegen wäre es unhöflich, einen Geschäftspartner, der kurz ›Hallo‹ sagen möchte, wegen eines Termins nicht zu empfangen oder am Telefon einfach abzuwürgen.

Da Mexikaner ihre Aufmerksamkeit mehreren Aufgaben gleichzeitig widmen, besteht immer die Gefahr, dass eine Sache untergeht, wenn die Dringlichkeit nicht hervorgehoben wird. Wie also signalisieren Sie dies Ihren mexikanischen Partnern und Kollegen gegenüber?

Gehen Sie nicht davon aus, dass etwas, das heute für die kommende Woche vereinbart wurde, umgesetzt wird, selbst wenn Sie Datum und Uhrzeit genau fixiert haben. Haken Sie also im Laufe der Woche nach. Kommunizieren Sie dabei indirekt. Bieten Sie z. B. Ihre Unterstützung an oder danken Sie Ihrem Ansprechpartner im Voraus für seine Hilfe.

Begegnen Sie dem Verantwortlichen in einem Meeting oder am Kaffeeautomaten, dann deuten Sie kurz noch einmal an, wie wichtig Ihnen die Angelegenheit ist. Durch die häufigen Kontakte fühlt sich Ihr mexikanischer Partner wichtig, wertgeschätzt und respektiert. Das ist der Aufgabenerledigung sehr zuträglich.
Oft helfen auch einige sprachliche Kniffe. Beispielsweise können Verkleinerungsformen. für das Wort ›ahora‹ (›jetzt‹), das für Mexikaner eine sehr große Zeitspanne umfasst, gebildet werden: ›ahorita‹ oder ›ahoritita‹ beziehen sich auf einen engeren Zeitraum und zeigen dem Gegenüber, dass Ihre Angelegenheit dringend ist und schnell erledigt werden sollte.


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Fristen und Termine managen

Monochron handelnde Menschen sind häufig sehr prozessorientiert und planen gerne weit in die Zukunft. Demgegenüber steht die eher gegenwartsbezogene Handlungs- und Denkweise von polychronen Menschen.

Man kann sich schon vorstellen, dass auch dieser Unterschied in der Zusammenarbeit oft zu Missverständnissen führt. Möchte man sich im deutschsprachigen Raum exakt an die für ein Projekt vorgegebene Terminschiene halten und fordert man deshalb die Einhaltung von Meilensteinen ein, auch wenn diese weit in der Zukunft liegen, so sind solche Terminvorgaben für Mexikaner eher grobe Anhaltspunkte. Gerade in Projekten mit langer Planungs- und Umsetzungszeit kann so viel geschehen, und so ist es für Mexikaner schwer nachzuvollziehen, wie man heute schon genau sagen soll, was zu einem bestimmten Termin in zwei oder drei Jahren sein wird? Es ist doch viel wichtiger, aktuelle Themen und Probleme anzugehen.

Den Toleranzrahmen erweitern

Auch wenn es um kurzfristige Termine geht, sind Mexikaner flexibel. Einen Bericht ein oder zwei Tage später abzugeben als ursprünglich vereinbart, ist aus ihrer Sicht immer noch rechtzeitig. 15, 20 oder gar 30 Minuten später zu einer Besprechung zu kommen, liegt im Toleranzrahmen.

Bitte versuchen Sie nicht, mexikanische Kollegen zu disziplinieren, in dem Sie ein Sparschwein mit ins Meeting bringen und für jede Minute, die jemand zu spät kommt, Geld fordern. Sie werden bei Mexikanern vielleicht vordergründig einen überrascht lächelnden Gesichtsausdruck feststellen. Sind Sie der Vorgesetzte, wird Ihre Disziplinierungsmaßnahme auch akzeptiert werden. Vermutlich wird man Sie jedoch als anmaßend und arrogant empfinden, gar als Erbsenzähler einstufen. Kein Mensch also, mit dem man vertrauensvoll zusammenarbeiten möchte und dem man auch mal zwischendurch ein paar wichtige Hintergrundinformationen gibt.

Natürlich gibt es auch in Mexiko wichtige Fristen, die exakt eingehalten werden müssen. Meist lässt sich jedoch bei einer drohenden Terminüberschreitung mit Flexibilität, Improvisation und persönlichen Kontakten vieles retten, was im deutschsprachigen Raum bereits verloren wäre.

Ihre mexikanischen Partner erwarten deshalb von Ihnen eine gewisse Flexibilität und haben kein Verständnis dafür, wenn Sie verärgert sind, weil Zusagen nicht hundert Prozent termingerecht erfüllt wurden. Schließlich gab es aus mexikanischer Sicht viele gute Gründe dafür.

Probleme kultursensibel lösen

Im Umgang mit Problemen besteht zwischen der mexikanischen und der deutschsprachigen Arbeitswelt eine große Diskrepanz, wie allein Kommunikationsunterschiede belegen:

Hört man in einem deutschsprachigen Meeting ganz oft das Wort ›Problem‹, vermeiden Mexikaner das spanische Pendant ›problema‹ lieber. Es ist ihnen geradezu unangenehm, den Begriff zu verwenden.

Man redet hier eher neutral von ›Angelegenheit‹ oder ›Thema‹. Darüber hinaus fallen auch die Ansätze zur Problemlösung häufig unterschiedlich aus. In deutschsprachigen Unternehmen setzt man sich zusammen und versucht, Prozessdefinitionen, Strukturen oder Abläufe, die zu dem Problem geführt haben, zu verändern, ehe man aktiv an die Lösungsumsetzung geht. Häufig sucht man auch erst einmal nach dem Problemverursacher – dem Schuldigen also.

In Mexiko hingegen begegnet man Problemen mit viel Flexibilität. Tritt eine Schwierigkeit auf, heißt es vor allem, Improvisationstalent zu zeigen. Menschen, die gut improvisieren können, gelten in Mexiko als sehr kompetent. Ein erfolgreicher mexikanischer Manager kann perfekt improvisieren und mobilisiert seine Kontakte, die ihn bei der Problemlösung unterstützen. So wird häufig Unmögliches möglich gemacht.

Autorin: Alexandra Metzger –Die Diplom-Kulturwirtin Alexandra Metzger fokussiert ihre interkulturellen Seminare auf den spanisch- und portugiesischsprachigen Raum. Die vielfältigen Erfahrungen in verschiedenen Arbeitsbranchen spiegelt sich in ihrem breitgefächerten Repertoire wider.

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