Lost in translation? Business-Englisch für Deutsche

Rund eine Milliarde Menschen weltweit sprechen Englisch. Die meisten von ihnen stammen aus einer eher beziehungsorientierten Kultur, in der die persönliche Ebene wichtiger ist als die sachliche. Die englische Sprache eignet sich hervorragend für eine personalisierte Kommunikation, in der Diplomatie und respektvolle Höflichkeit ihren Platz haben. Eher sachorientierte Deutsche, die eine direkte, faktenlastige Kommunikation gewohnt sind, verlieren daher bei ihren internationalen Gesprächspartnern unmittelbar an Sympathie, wenn sie ihren deutschen Sprechstil eins zu eins ins Englische übersetzen – ohne auf notwendige Feinheiten und Wendungen zu achten.

Small Talk ist die Basis

Small Talk bildet die wichtigste Grundlage einer guten Kommunikation auf Englisch. Ob Brite, Amerikaner oder ein Sprecher aus einer anderen beziehungsorientierten Geschäftskultur: Erst wird etwas für die persönliche Ebene getan, dann wird über Geschäftliches gesprochen. Der Small Talk erfolgt daher auch zu Beginn eines geschäftlichen Meetings. Deutsche nutzen Small Talk hingegen gerne nur als Abschluss, wenn das Wesentliche bereits besprochen worden ist und sich alle entspannen können.

Im internationalen Business sollten Sie daher lernen, ein kommunikatives Warming up zu betreiben und gleich am Anfang eine entspannte persönliche Gesprächsebene aufzubauen. Aber Achtung: Beliebte Themen der Deutschen wie Gesundheit oder Familie sind zumindest in aller Ausführlichkeit nicht in jedem Land gerne gehört. Daher empfiehlt es sich, weltweit lieber mit dem Wetter zu beginnen und im Anschluss erst einmal über Land und Leute sprechen – und zwar auf absolut positive Art und Weise!

Ehrlichkeit und Klarheit in milder Form

Ehrlichkeit ist eine gute deutsche Tugend. Daraus bedingt sich, dass Deutsche gerne sagen, was sie denken, und denken, was sie sagen. Sie schaffen gerne Klarheit. Auf dem internationalen Parkett gilt es jedoch, seine Meinung zwar durchaus ehrlich, aber nicht geradeheraus zu sagen. So sollten Sie beispielsweise in einem international besetzten Meeting Kritik mit sehr viel Fingerspitzengefühl üben. Dazu sollten Sie erst die richtigen Punkte Ihres Gesprächspartners loben und gemeinsame Ansichten hervorheben: „Fantastic presentation! I fully appreciate your point of view . …“, „I agree with…“ Im Anschluss daran können Sie sich dann vorsichtig an die kritischen Punkte heranwagen: „Wouldn’t it be rather …“, „However, I don’t fully agree with…“.

Besonders schwierig ist für Deutsche außerdem, die richtige Abstufung kritischer Worte zu finden. So werden Briten oder Amerikaner beispielsweise sagen: „I see some slight problems …“ und damit meinen, dass im Projektplan einige schwerwiegende Probleme aufgetaucht sind. Die Notwendigkeit der beziehungsorientierten Höflichkeitsformen und umsichtigen Kritiken in der englischen Sprache führen umgekehrt oft dazu, dass Deutsche an sie gerichtete Aufforderungen wegen des milden Tons schlichtweg überlesen oder überhören. Eine E-Mail, die aus deutscher Sicht lediglich einige Anregungen oder Empfehlungen zu enthalten scheint, kann tatsächlich eine klare Anweisung sein, etwas dringend zu tun. „There are some slight problems in your presentation that you might want to change. But don’t worry too much about it.“ Klingt unverbindlich, kann aber je nach Kontext im Grunde genommen bedeuten, dass dem Empfänger dieser Mitteilung noch viel Arbeit bevorsteht. Eigene

Vorschläge freundlich vorbringen

Für Deutsche gilt es außerdem zu vermeiden, ihrem Gesprächspartner durch eine ungünstige Wortwahl Vorschriften zu machen oder überheblich zu klingen. Durch ihr strukturelles Denken und Planen werden sie von Menschen aus anderen Kulturen leicht als pedantisch und unflexibel wahrgenommen. Das Englische verfügt jedoch über zahlreiche rhetorische Mittel, um eigene Vorschläge geschickt und vorsichtig zu unterbreiten: „Wir müssen einen richtigen Zeitplan aufstellen“ sollte übersetzt heißen: “Wouldn’t it be better, if we took a little time to develop a proper schedule?“ Und: “Wir müssen das heute noch entscheiden.“ lautet auf Englisch, interkulturell einwandfrei übersetzt: „It would be better for us, if we took the decision today“ oder als höfliche Aufforderung formuliert: „I don’t suppose we could make the decision today?“ Eine wörtliche Übersetzung mit „We must…“ ist unbedingt zu vermeiden – auch wenn aus deutscher Sicht der Notwendigkeit des Tuns Nachdruck verliehen werden soll.

Auch kleine Fragepartikel am Ende eines englischen Satzes mildern Vorschläge und Aufforderungen perfekt ab: „We need a more detailed plan, don’t we?“ oder „I don’t suppose we could add some more details to our plan, could we?““This isn’t the final plan yet, is it?“ Dabei gilt es zudem, sein Gegenüber im Auge zu behalten und dies auch zu zeigen: How do you feel about this plan so far?“ oder „I can see you are not too happy with my suggestions?“
Auch den Gesprächspartner direkt und wie im englischen oder amerikanischen Business üblich mit dem Vornamen anzureden, schafft sofort eine freundliche Verbindlichkeit: „Sue, would you awfully mind to make some adjustments to the plan?“ oder „John, I know, it’s rather short notice, but we would appreciate some more details…“. Sue und John werden das Gefühl haben, dass ihre zusätzliche Arbeit geschätzt wird.

Danke und Bitte sagen

Im Englischen können Sie sich eigentlich gar nicht oft genug bedanken. Werden Sie angerufen, gehört ein „Thank you for your call“ unbedingt dazu. Schickt Ihnen Ihr Kollege Unterlagen zu, sollten Sie zum Hörer greifen oder eine E-Mail senden, um sich dafür zu bedanken. Auch wenn dies relativ selbstverständlich war. Und möchten Sie um etwas bitten, lautet der richtige Satz: „I would appreciate if you could …“ und nicht etwa „I need…“ oder „Can I have …“. Auch ein „Please,…“ als Satzanfang ist nicht immer die beste Option. Je nach Kontext klingt dies leicht bevormundend, etwa so wie Eltern ihre Kinder anweisen: „Please, put on your shoes now.“ Viel besser wäre: „I was wondering, if you could possibly ….“ . In der täglichen Zusammenarbeit mit Englisch sprechenden Partnern darf der gegenseitige Respekt niemals aus den Augen verloren werden.

Nicht abweisen, sondern weiterhelfen

Deutsche neigen außerdem gerne dazu, ihren Zuständigkeitsbereich genau abzugrenzen und andere bei einem Übertreten dieser Grenze vehement abzuweisen. Die Aussage “Ich bin dafür nicht zuständig, Sie müssen Frau XX fragen“ wäre im Englischen kaum akzeptabel. Statt dessen sollte es im internationalen Business auch von deutscher Seite erst einmal heißen: „Thank you for your call / for your query.“ Dann geht es freundlich weiter: „Sue is probably better informed about this issue than me. I am happy to pass on your message / to forward your query.“ Und dies sollten Sie dann auch unbedingt tun.

Unterhaltsam präsentieren

Präsentationen von Deutschen sind häufig faktenlastig. 50 PowerPoint-Charts mit Zahlen, Daten und Diagrammen sollen bei einem Meeting eine solide Diskussionsgrundlage schaffen. Trotz perfekter Übersetzung wird eine solche Präsentation ein internationales Publikum kaum fesseln – höchstens erschlagen. Insbesondere dann, wenn der deutsche Sprecher im Kommandoton sofort in medias res geht, monoton seine Präsentation durchzieht, Zwischenfragen aus dem Publikum mit Strenge ans Ende verbannt und kein einziges fröhliches Wort an seine Zuhörer richtet. Englische Sprecher haben hingegen die Fähigkeit, unterhaltsam und anregend zu präsentieren. Viele ihrer Aussagen geschehen spontan, sie reagieren direkt auf Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum. Nötige Zahlen und Daten werden häufig nur ansatzweise und ausführlich höchstens in einem zusätzlichen Handout zur Verfügung gestellt.
Verhandlungssicher Englisch sprechen

Machen Sie sich als Deutscher im englischsprachigen Business weniger Gedanken um Grammatik und Wortschatz. Ein so genanntes verhandlungssicheres Englisch, das Sie zum internationalen Geschäftserfolg führt, erreichen Sie eher, wenn Sie Ihr Augenmerk stets auf die persönliche Beziehung zu Ihrem Gesprächspartner richten.

Autorin: Katrin Koll Prakoonwit – Bevor sie sich als Journalistin selbständig machte, schrieb Katrin Koll Prakoonwit Länderanalysen für die FAZ. Heute arbeitet sie für Publikationen verschiedener Beratungsunternehmen und Verlage. Frau Koll Prakoonwit lebt in Reading, Berkshire, bei London.

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