Wenn Mitarbeiter im internationalen Umfeld sprachlos sind

In der Regel geht in Deutschland niemand unvorbereitet in ein Meeting. Man hat seine Daten, Fakten, Informationen griffbereit. Da ist es umso erstaunlicher, dass sehr viele Mitarbeiter zwar fachlich top sind, aber im internationalen Umfeld nicht die fremdsprachliche Kompetenz besitzen, um ihren Job wirklich gut zu meistern. Sie können nicht kompetent kommunizieren. Ihnen fehlen buchstäblich die Worte!

Oft ist das nicht Gesagte von größerer Tragweite als das tatsächlich Gesprochene. Aussagen wie „Ich komme schon irgendwie klar“ bzw. „Unsere Mitarbeiter kriegen das schon irgendwie hin“ sind voller Tücken. Ist das berufliche Ziel, auf dem internationalen Parkett „klarzukommen“ oder erfolgreich zu sein? Als kompetent und qualifiziert wahrgenommen zu werden? Internationalen Gesprächs- und Geschäftspartnern auf Augenhöhe zu begegnen? Oder sich „irgendwie“ durchzuschlagen? Nuancen zu verpassen? Wichtiges gar nicht wahrzunehmen?

Im geschäftlichen Gespräch händeringend nach Worten zu suchen, kann als fehlende Kompetenz verstanden werden. Das kann weitreichende Folgen haben.

Wie wollen Sie wahrgenommen werden? Wie sollen Ihre Mitarbeiter das Unternehmen darstellen? Wo ist hier Handlungsbedarf?  Wie kommen Sie klar?

Unterschätzen Sie niemals das „Interkulturelle“

Interkulturelle Faktoren spielen oft eine maßgebliche Rolle, obwohl sie nicht offensichtlich in Erscheinung treten. Dies trifft nicht nur auf internationale Geschäftspartner zu.  Wenn Mitarbeiter aus einem anderen Kulturkreis stammen, muss cross-cultural competence im Unternehmen vorhanden sein.

Die hier geschilderte Situation ist wirklich passiert.  Sie ist ein repräsentatives Beispiel für eine tückische Kombination: Mangelhafte Sprachkompetenz gekoppelt mit fehlendem interkulturellen Einfühlungsvermögen. Die Folgen waren sehr unangenehm für alle Beteiligten.

Die Situation:

Herrn X, einem Ingenieur aus Osteuropa, wurde die Leitung eines technischen Projektes übertragen.  Das Projektteam war multinational, die Projektsprache war Englisch.  Herr X ist fachlich absolut kompetent, ein Experte auf seinem Gebiet. Das Projekt lief jedoch völlig aus dem Ruder, es gab eine Vielzahl unerwarteter Probleme. Diese führten zu Verzögerungen und einer Kostenexplosion.

Der Grund:

Herrn X fehlten die notwendigen Englischkenntnisse. Er verstand nur einen kleinen Teil der Gesprächsinhalte bei Meetings. In der Folge hielt er sich zurück, kommunizierte seine Ideen nicht, dem Team fehlte sein Input. Anregungen zur Fehlerbehebung, Ideen zur Konzeption, Vereinbarungen zum weiteren Vorgehen – nichts davon kam wirklich bei Herrn X an.

Die Fragen:

Wie konnte es dazu kommen? Warum sagte Herr X nicht, dass er Englisch nicht kompetent beherrscht? Warum fiel dies seinem Vorgesetzten und den anderen Team-Mitgliedern nicht auf?

Die überraschende Antwort:

In dem Kulturkreis, aus dem Herr X ursprünglich stammt, ist die Wahrung des eigenen Gesichts sehr wichtig. Es gilt als blamabel, mangelnde Fähigkeiten offen einzugestehen. Hinzu kam, dass der Arbeitgeber „gute Englischkenntnisse voraussetzte“.  Seine mangelhaften Englischkenntnisse waren Herrn X peinlich, also verschwieg er seine Schwierigkeiten. Er gab sich große Mühe, seine fehlenden Kompetenzen zu verbergen.  Dies gelang ihm auch über längere Zeit, bis ein zufälliger Vorfall die Situation aufdeckte.

Das Resultat:

Herrn X wurde die Leitung des Projekts entzogen. Er bekam sehr viel Ärger und verlor beinahe seinen Job.  Er arbeitet jetzt zwar weiter bei seiner Firma, erhält auch Englischtraining – aber er ist nicht mehr Teamleiter.  Ob er nochmals eine Führungsposition in seinem Unternehmen bekommt, ist fraglich.

Das Fazit:

Mangelhafte sprachliche Fähigkeiten können sehr viel Geld kosten, und interkulturelle Faktoren spielen oft eine maßgebliche Rolle, obwohl sie nicht offensichtlich in Erscheinung treten. Fehlende Kompetenzen sind vielen Mitarbeitern peinlich. Oft geben sie sich große Mühe, das Defizit zu verbergen. Dies kann in signifikanten finanziellen und Imageverlusten für Unternehmen resultieren.

Mitarbeiter für internationale Aufgaben qualifizieren

Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter stetig weiterqualifizieren. Sie brauchen eine funktionierende Eignungsdiagnostik bzw. Potenzialbewertung ihrer Mitarbeiter mit Bezug auf deren Aufgaben im internationalen Kontext. Wichtig ist auch ein Bewertungssystem, das Rückmeldungen über das jeweils erlernte Wissen und dessen Anwendung gibt. Dadurch erfährt die Geschäftsführung nicht nur, wie teuer die Weiterqualifizierungen tatsächlich sind, sondern auch welche Vorteile dem Unternehmen daraus entstehen.

„Vorsprung durch Bildung“ ist z.B. das Schlagwort eines führenden deutschen Konzerns, um diesen Problemen entgegenzuwirken. Konkret bedeutet das:

  • Erforderliche Kompetenzen für die jeweilige Tätigkeit müssen im Vorfeld definiert sein.
  • Überprüfungen der Mitarbeiter im Hinblick auf diese Kompetenzen müssen regelmäßig erfolgen (Eignungsdiagnostik gekoppelt mit Potenzialbewertung).
  • Dies sollte auf keinen Fall als Testverfahren geschehen, sondern als wohlwollende Förderung. Wenn Mitarbeiter sich auf dem Prüfstand sehen, kann dies zu Vertuschungen und Verbergen der „Mängel“ führen. Damit ist weder dem Mitarbeiter noch dem Unternehmen geholfen.
  • Wenn die jeweiligen Kompetenzen nicht für die kompetente Ausübung der Tätigkeit ausreichen, dann ist Personalentwicklung dringend erforderlich.

Fühlen sich Mitarbeiter unzureichend für die Anforderungen ihrer beruflichen Tätigkeit ausgerüstet, dann kann sich das nur negativ auf deren Effektivität auswirken. Mitarbeiter zu fördern, zu unterstützen, sie weiter zu bilden sind wesentliche Instrumente der Mitarbeiterbindung. Nicht nur erfüllen diese Mitarbeiter ihre beruflichen Anforderungen erheblich besser, auch die Bindung an das Unternehmen steigt.  Dies wiederum spart teurere Rekrutierungs- und Einarbeitungsmaßnahmen, verhindert den Verlust von internem Know-How und fördert die Profitabilität des Unternehmens.

Autorin Patricia Hinsen-RindDie gebürtige Kanadierin hat ihre eigenen Erfahrungen mit dem Lernen von Sprachen in ihre zweite Karriere fließen lassen: Nachdem sie verschiedene Führungspositionen in der Finanz- und IT-Industrie bekleidete, leitet sie heute ihre eigene Sprachschule, die den Spracherwerb mit dem Eintauchen in die neue Kultur verknüpft.“


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