Weihnachtsurlaub in Deutschland

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Jedes Jahr zur Weihnachtszeit reisen Expats zurück nach Deutschland. Meist haben sie bereits im November oder noch früher ihren Flug gebucht und schmieden seither Pläne, was sie in den zwei oder drei Wochen in Deutschland alles unternehmen möchten: Mit allen Verwandten und Freunden wollen sie sich treffen, den Weihnachtsmarkt besuchen, Geschenke kaufen, Lieblingsgerichte essen, hierhin und dahin gehen. Daneben sollen natürlich nach den anstrengenden Monaten im Ausland das heimische Weihnachtsfest etwas ganz Besonderes und die Sylvesterparty der Knaller werden. Und alle wollen endlich mal wieder Zeit für die Familie haben. Die Erwartungen sind hoch.

Die Erschöpfung nach der Festzeit

Wie alle anderen Heimatbesuche kann insbesondere auch der Weihnachtsurlaub schnell zum blanken Horror werden, wenn zusätzlich zum allgemeinen Vorweihnachtsstress auch noch zig Treffen und Aktivitäten unter einen Hut gebracht werden wollen. Letztlich bleibt für nichts genügend Zeit und die lange herbeigesehnten Wochen vergehen wie im Fluge. Man steigt völlig ausgelaugt in den Flieger zurück in Richtung Entsendungsort.

Dort erwartet einen jedoch nicht selten eine große Leere. Während in der Expat-Community vor Weihnachten alle von der gleichen Vorfreude angetrieben waren, Weihnachtsfeiern und Wohltätigkeitsbazare veranstaltet haben, sind jetzt alle gleichermaßen erschöpft und lustlos.

Der Januar wird nur selten von besonderen Ereignissen gekrönt und es dauert seine Zeit, bis alles wieder in Gang kommt. Kann man dann nicht von schönen Urlaubserinnerungen zehren und auf eine gute Erholung bauen, verschaffen sich negative Gefühle schnell Eintritt. Insbesondere mitausreisende Partnerinnen, die nach den Weihnachtsferien nicht wie ihre Männer und Kinder in den Job oder die Schule zurückkehren, stellen sich oft genau in dieser Zeit die Frage, ob sie überhaupt noch im Ausland sein möchten: Wäre man nicht viel lieber noch ein paar Wochen in Deutschland geblieben? Man hätte dort noch so viel unternehmen, mit so vielen lieben Menschen Zeit verbringen können. Ist man allen gerecht geworden? Und ist jetzt hier nicht alles viel trister und aussichtloser, während zu Hause noch so viele Dinge offen sind? Und ehe man es sich versieht, schlägt man sich mit dem gleichen Heimweh herum, das einen bereits in der ersten Zeit im Gastland gepackt hatte – als alle Kisten ausgepackt waren und der Alltag beginnen sollte.

Gut geplant ist halb gewonnen

Es hilft, den Heimatbesuch bereits im Vorfeld so zu planen, dass man die Zeit dort genießen kann. Wer mit einem zufriedenen Gefühl ins Gastland zurückkehrt, denkt gerne an den Urlaub zurück. Nur das nagende Gefühl, bei Weitem nicht das geschafft zu haben, was man wollte, verwehrt es einem, mit der Rückkehr „Frieden zu schließen“. Was kann konkret helfen, um negativen Gefühlen während und nach dem Weihnachtsurlaub den Garaus zu machen?

  • Gut geplant ist halb gewonnen. Daher heißt es, seine zur Verfügung stehende Zeit realistisch zu betrachten. Wie viele Besuche können an einem Tag bequem geschafft werden? Ist es vielleicht doch nur einer? Wie lange dauert es tatsächlich, von A nach B zu gelangen und was heißt es für alle, wenn die Fahrt zu Tante und Onkel jeweils zweieinhalb Stunden, mit Stau auch leicht dreieinhalb Stunden dauert? Ist es ausreichend, für ein Mittagessen mit einer alten Freundin nur zwei Stunden einzuplanen?
  • Planen Sie Erholungszeiten für die ganze Familie ein. Wenn Sie 14 Tage in Deutschland sein werden, sollten Sie davon nur einen Teil verplanen. Der Rest sollte wie echter Urlaub betrachtet werden – was auch immer das für Sie bedeutet.
  • Versuchen Sie deshalb genau zu unterscheiden, wen Sie wirklich gerne sehen möchten, und welche Verabredungen Sie eher aus Höflichkeit treffen würde. Bitten Sie um Verständnis, wenn die Zeit nicht ausreicht, alle Verwandten oder Freunde wiederzusehen. Verabreden Sie sich stattdessen vielleicht zum Telefonieren oder schreiben Sie frühzeitig eine lange Weihnachtskarte. Viele Expats unterscheiden beispielsweise zwischen Sommer- und Wintertreffen, d.h. im Sommer werden die einen und im Winter die anderen Freunde besucht. Jeder wird nur einmal im Jahr besucht, dafür bleibt aber für alle ausreichend Zeit.
  • Bereits vor der Abreise sollten Sie auch einen Gedanken an die Rückkehr verschwenden. Wer bereits ein paar nette Verabredungen oder Aktivitäten für den Januar im Kalender stehen hat, hat auch nach dem Höhepunkt Weihnachten etwas, worauf er sich freuen kann. Führen Sie sich dann vor Ihrer Abreise aus Deutschland vor Augen, was alles im Gastland auf Sie wartet: Neue Freunde in der Expat-Community? Eine ganze Reihe von Dingen, die Sie vor Ort näher erforschen und unternehmen wollen? Oder ein persönliches Projekt, das Sie im neuen Jahr endlich in Angriff nehmen möchten?
  • Je mehr wir unsere Gefühle zu verdrängen versuchen, desto heftiger machen sie auf sich aufmerksam. Am besten ist es also, das nachweihnachtliche Heimweh zunächst einmal als solches zu akzeptieren. Schließlich macht es uns bewusst, wie sehr wir Menschen und Orte in Deutschland schätzen. Also erlauben Sie sich durchaus einige sehnsuchtsvolle Momente, vielleicht sogar versüßt durch einen Notvorrat an deutscher Lieblingsschokolade.
  • Führen Sie Gespräche mit der besten Freundin oder lieben Verwandten, für die während des Weihnachtsbesuches vielleicht nicht genügend Zeit geblieben ist, per E-Mail, Chat oder Telefon weiter. Vielleicht haben Sie das Halten von Kontakten bisher etwas vernachlässigt und waren deshalb vor dem Weihnachtsurlaub entsprechend „ausgehungert“. Jetzt haben Sie die Chance, am letzten Treffen anzuknüpfen und einen intensiveren Austausch zu beginnen. Mit Computer, Webcam und einem entsprechenden Programm (Skype, Jajah) lässt sich ein ausführliches Plauderstündchen regelmäßig einrichten.
  • Aber vergessen Sie auch nicht Ihr neues Leben im Ausland zu gestalten: Hinaus gehen und aktiv werden. Kurse besuchen, Sport treiben – was immer Ihnen Freude bereitet. Machen Sie im neuen Jahr den Anfang!
  • Nette Kontakte helfen dabei, sich im neuen Alltag zu verwurzeln. Gehören Sie zu den Menschen, die im Grunde nicht mehr als einen guten Freund oder eine gute Freundin brauchen? Im Ausland sollten Sie Ihr soziales Netz etwas weiter spannen. Denn in Expatriate-Communities herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Wer viele Kontakte pflegt, findet bei akuten Heimwehanfällen immer einen Gesprächspartner.

Versuchen Sie also, Ihren bevorstehenden Weihnachtsurlaub großzügig zu planen, damit genügend Zeit bleibt, den Aufenthalt wirklich zu genießen. Gleichzeitig sollten Sie aber auch an die ersten Wochen zurück am Entsendungsort denken, um für schmerzliche Sehnsuchtsgefühle einige Gegenmaßnahmen parat zu haben. Und denken Sie daran: Eines Tages werden Sie wieder dauerhaft nach Deutschland zurückkehren und dann vielleicht zu denen gehören, die sagen: Dieses Jahr schenken wir uns mal den ganzen Weihnachtstrubel und verreisen! Denn die Sehnsucht nach der Ferne wird Sie als ehemalige Expats so schnell auch nicht mehr loslassen!

Katrin Koll Prakoonwit, Redaktion

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